Menschen, die nicht in der Uckermark geboren sind, frage ich gern, wie und warum sie hier „gelandet“ sind.
Als ich 1991 in der Redaktion des „Nordkurier“ meine erste Stelle nach dem Studium antrat, wusste ich nichts über diese Region, außer, dass es nicht weit ist bis Berlin. Ich kam mit druckfrischem Diplom von der Uni in Leipzig, die bei meiner Immatrikulation noch Karl Marx hieß. Die ehemaligen Bezirkszeitungen sortierten sich 1991 gerade neu und stellten Absolventen ein. Da hieß es, Perleberg oder Prenzlau.
Dann Prenzlau. Vielleicht weil es vertrauter klang. Aus 35 Quadratmeter Hinterhof im Prenzlauer Berg ging es zunächst in eine „Arbeiterwohnunterkunft“ im Prenzlauer Dreke-Ring. Erste Station. 1991 im Sommer war weder in Prenzlau noch in Templin eine Wohnung zu finden, das mit dem (vorübergehenden) Leerstand kam erst später.
In Haßleben, in den Plattenbauten neben der inzwischen schweinelosen Schweinemastanlage wurden drei Zimmer frei. Ich war im siebten Monat schwanger und froh darüber. Meine erste Adresse in der Uckermark: Straße der DSF 15. Die Straße heißt noch immer so, die Blöcke und die Deutsch-Sowjetische Freundschaft gibt es nicht mehr.
„Besserwessi“ und „Politikverdrossenheit“ waren die Worte der Jahre 1991 und 1992. Es war Krieg am Golf und auf dem Balkan, aus der Sowjetunion wwurde eine „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten“. Ich war Mitte 20, schob meinen Sohn im Kinderwagen auf endlosen Wegen entlang der B 109 und fuhr mit dem Zug, der dunkelroten „Ferkeltaxe“, nach Templin und Prenzlau.
Uckermark also. Seit der Kreisgebietsreform Ende 1993 hieß der Kreis dann auch so. Ich war hier mehr oder weniger zufällig gelandet. Einfach irgendwo anfangen und dann mal sehen. Möglich war ja so vieles. Andere gingen damals von der Uni nach Amerika. Oder nach Bayern. Ich in die Uckermark. Und ich bin noch immer hier.
Habe nach dem kurzen Auftakt als Redakteurin beim Nordkurier, dem Nachfolger der „Freien Erde“, als freie Journalistin gearbeitet. Bekam noch einen Sohn, lebte erst bei, dann in Schwedt. Als sich 1997 die Uckermark in der Brandenburg-Vertretung in Brüssel präsentierte, organisierte ich im Auftrag des Schwedter Theaters eine Ausstellung und Gesprächsrunden. Es folgten zehn Jahre Theater, das, direkt an der deutsch-polnischen Grenze gelegen, so viel mehr ist als „nur“ ein Stadttheater. Ich lernte – so nichtsahnend wie ein paar Jahre zuvor die Uckermark – die Geschichte der Hugenotten kennen und was sie mit dieser Region zu tun hatten, und konzipierte den späteren Europäischen Hugenottenpark. Leitete die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und war Büroleiterin des Intendanten. 2008 habe ich zum 30-jährigen Jubiläum des einstigen Schwedter Kulturhauses das Buch „Spurensuche“ geschrieben, 2015 zum 25. der Uckermärkischen Bühnen eines mit dem Titel „Ein Theaterwunder in der Provinz ODER Im Osten geht die Sonne auf“.
2008 wechselte ich die Seiten und begann wieder als Journalistin zu arbeiten. Traute mich ins Neuland bei Fernsehen und Hörfunk, war mit Anfang 40 noch einmal Praktikantin, arbeitete danach im rbb-Studio Prenzlau. Zog aus dem Unteren Odertal an die Uckermärkischen Seen, von Schwedt nach Lychen. War noch einmal Lokalredakteurin beim Uckermark Kurier in Templin, arbeite seit 2015 freiberuflich. Schreibe, fotografiere, konzipiere. Rede und höre zu. Interessiere mich für Kunst und Kultur, Tourismus, Regionalentwicklung, Umwelt- und Naturschutz. Mag Menschen und ihre Geschichten. Und, noch immer und immer wieder auf´s Neue – die Uckermark.