„Mach Mutti glücklich. Komm zurück“ steht – so verkündet es vor einiger Zeit die Heimatzeitung – auf einer Postkarte, mit der jetzt junge Prignitzer zurück in die Prignitz gelockt werden sollen. „Mutti“ sieht zwar in diesem Fall eher aus wie „Omi“, und zwar eine, der Mega-Lockenwickler und ein Outfit aus dem letzten „Auch-Senioren-mögen-es-farbig“-Ratgeber etwas Flippiges und vermeintlich Zielgruppengerechtes geben sollen. Fünf Städte aus dieser – mit der Uckermark sehr vergleichbaren – Region haben diese Aufforderung auf eine Karte drucken lassen. Ich werde den Verdacht nicht los, dass sie es getan haben, weil Muttis (oder Omis) aus der Prignitz so etwas nicht oder nur sehr selten ihren Kindern und Enkeln schreiben würden. Weil sie wissen, dass es anderswo noch immer wesentlich leichter ist, die Lebensgrundlagen zu erarbeiten. Vielleicht sogar, glücklich(er) zu werden. Und dass sich daran auf absehbare Zeit vermutlich nicht allzu viel ändern wird. Ich kenne junge Leute zwischen Mitte 20 und Mitte 30, die in Leipzig, Berlin oder Neuseeland ganz selbstverständlich von „zu Hause“ reden, wenn sie die Uckermark meinen. Die sie nach der Schule verlassen haben. Für eine Ausbildung, ein Studium oder um ihr Fernweh zu stillen. Viele sagen: „Wer es anderswo geschafft hat, kommt nicht zurück“. Einige kommen trotzdem. Obwohl es die Arbeit, die sie können und wollen, hier oftmals noch immer nicht gibt. Sie bringen meist eigene Geschäftsideen mit und machen sich selbstständig. Verzichten auf Geld, das sie anderswo verdienen würden. Übernehmen Omas Haus, das sonst verfallen würde. Freuen sich auf das Bad im See, die Weite, die die Willkommensagentur der Uckermark als „Platz für Ideen“ bezeichnet, und den Sonnenuntergang. Doch sie müssen auch mit schlechten Straßen, wenigen Busse, Funklöchern und langsamem Internet, wenigen Ärzte, geschlossenen oder von Schließung bedrohten Geburtenstationen und begrenzten Einkaufsmöglichkeiten zurechtkommen. Und manchmal ist es hier auch einfach nur ein bisschen zu ruhig, ein bisschen zu einsam. Natürlich sind Willkommensagenturen hilfreiche Netzwerke. Natürlich ist eine Karte, die (wenn auch vorgedruckt) sagt: „Komm nach Hause“, eine nette Geste. Aber ich sage (ganz ohne Lockenwickler und Korallenkette): „Macht Mutti glücklich. Macht euer Ding!“ Und wenn das irgendwann einmal in der Uckermark sein sollte, soll´s mir recht sein.