Seit Jahren – genau seit knapp neun Jahren – droht in Lychen die Schließung eines Stücks Wanderweg am Zenssee und der dort befindlichen öffentlichen Badestelle. Denn das ist Teil einer Vereinbarung, die 2008 zwischen der Stadt Lychen und einem Investor geschlossen wurde, der auf dem seit dem Abzug der GUS-Truppen brach liegenden Heilstättengelände Hohenlychen ein anspruchsvolles Vorhaben in Angriff nahm. Mit Ferienunterkünften, Ausbildungsstätte für den Tourismus, Wellnesshotel. Und wenn, so wurde es damals vereinbart, bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, verkauft die Stadt diesem Investor ein Stück Land am Ufer des unmittelbar an das Heilstättengelände grenzenden Zensees. Ein Ufergrundstück, das aus dem Gelände eines mit privatem und exklusivem Wasserzugang macht.

Badestelle Zenssee
Das Mandat für den Vertragsabschluss mit dem Investor hatte man sich 2008 von den Bürgern auf einer Einwohnerversammlung geholt. Im Vordergrund stand der Wunsch vieler Lychener, dass auf dem Heilstättengelände, das der Investor vom Land erworben hatte, endlich die Zeiten der Ruinen vorbei seien. Hotel, Ausbildungsstätte? Das klingt nach Arbeitsplätzen, nach wichtigen Pluspunkten im touristischen Wettbewerb. Dafür war man bereit, dem Investor einen Wunsch zu erfüllen. Den nach einem Seezugang. Einem Seezugang, der nach dem Verkauf nicht mehr öffentlich sein würde. Während also anderswo im Land Menschen gegen geplante und realisierte Seenprivatisierungen und gesperrte Uferwege Sturm liefen, wurde in Lychen der Verkauf eines der Kommune gehörenden Seegrundstücks vereinbart. Und das, obwohl die brandenburgische Landesverfassung ganz deutlich sagt:
“Land, Gemeinden und Gemeindeverbände sind verpflichtet, der Allgemeinheit den Zugang zur Natur, insbesondere zu Bergen, Wäldern, Seen und Flüssen, unter Beachtung der Grundsätze für den Schutz der natürlichen Umwelt freizuhalten und gegebenenfalls zu eröffnen.”
Entlang des Ufers führt mit dem “Märkischen Landweg” ein gern genutzter Wanderweg von überregionaler Bedeutung. Die bei der EU als solche registrierte Badestelle hat drei Sterne für ihre hervorragende Wasserqualität und ist im so wasserreichen Lychen mit immerhin sieben Seen neben dem eintrittspflichtigen Strandbad am Großen Lychensee die einzige öffentliche Badestelle im Bereich der Innenstadt. Gern genutzt von anwohnenden Früh- und Spätschwimmern, von Paddlern, die hier gern eine Rast machen und ins Wasser springen, von Kindern, von Urlaubern in den Ferienunterkünften. In diesem Sommer nun also voraussichtlich zum letzten Mal. Der Investor will die ihm vertragliche zugesicherte Option ziehen, “möglicherweise im Herbst”, wie die Bürgermeisterin jetzt in einem Interview sagte. Die 2008 vereinbarten Voraussetzungen für die endgültige Abwicklung des Grundstückskaufs seien erfüllt. Dass aus der ursprünglich geplanten Ausbildungsstätte auf dem Heilstättengelände per Änderung des Bebauungsplans mittlerweile eine “exklusive Seniorenresidenz” wurde und ein Hotel erst im “letzten Schritt” geplant sei, stünde dem nicht entgegen. Bis es Alternativen zu Wanderweg und Badestelle gibt, könnten zwei Jahre vergehen. So lange hat der Investor Zeit, sie einzurichten.

Über dieses Gelände soll der Wanderweg künftig verlaufen.
Nachdem dieses Szenario neun Jahre bevorstand, scheint es in diesem Jahr also Realität zu werden. Dagegen macht jetzt eine Bürgerinitiative mobil. Gespräche, Aufkleber, Transparente, Postwurfsendungen. Um zu verhindern, dass in absehbarer Zeit erstaunte und enttäuschte Menschen vor vollendeten Tatsachen und geschlossenen Zäunen stehen.
“Badestelle und Uferweg erhalten” heißt die Forderung der Initiative. Warum wird das Grundstück eingezäunt, wer und was muss vor den Lychenern geschützt werden, fragen die Akteure. Hätte die Stadt 2008 einen derartigen Vertrag überhaupt abschließen dürfen? Was ist mit besagtem Paragrafen 40 der Landesverfassung? Deshalb soll jetzt Öffentlichkeit her.
Am 31. März um 19 Uhr wird es eine Informationsveranstaltung im Alten Kino geben. Und bereits an diesem Freitag, dem 24. März, ist ab 15 Uhr der Robur-Bus des rbb vor Ort.
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